Fotoshooting trotz Fotophobie?

28. Nov 2021

(Bitte entschuldige das grausame Layout einiger Beiträge … Ich bin am Aufräumen …)

Angst vor Sichtbarkeit

Wer gibt mir denn das Recht für ein FOTOSHOOTING??

Abdeckstift. Ich bin alt genug für Anti-Falten-Creme und habe mir am Montag einen Abdeckstift gekauft. Den ersten seit zwanzig Jahren. Denn Dienstag war Fotoshooting. Für die Website. Von mir. Katastrophe.

Den Termin haben Christian Nies und ich vor knapp zwei Wochen vereinbart und ich hab mir ordentlich ins Höschen gemacht vor Aufregung.

Ein Brand-Fotoshooting. Das klingt so wichtig, so erfolgreich, so nach Business-Lady. Nach fotogener, erfolgreicher, wichtiger Business-Lady. Und nicht nach mir. Ich bin ja nur ich. Die Lifestyle-Bloggerin mit diesem Journal, den witzigen Hunden und dem Mopped-Selfie im Gras. Wozu braucht’s da einen Fotografen? Was gibt’s da überhaupt zu fotografieren?

Würd ich hübsche Salatschüsseln töpfern, gäb’s ja wenigstens coole Fotomotive. Aber das MacBook und ich? Wer gibt mir denn das Recht, etwas derart Uninteressantes vor die Kamera zu stellen?

Hätte mich jemand gefragt, ob ich mich für irgendeinen Kalender ausziehe, dann hätte mich wenigstens jemand gefragt. Jemand hätte mir das Recht dazu gegeben, die Erlaubnis. Hätte mir die Wichtigkeit zugestanden und mir offenbar auch zugetraut, das hinzukriegen.

Jessica Lorenz

Das Mopped-Selfie. Reicht doch. Wozu braucht’s denn da ein Fotoshooting?

Ein Gesicht hinter der Marke

Wenn du dir als Unternehmer selbst den Fotografen für ein Brand-Shooting buchst, musst du selbst irgendwo das Selbstvertrauen zusammenkratzen, dass du für sowas wichtig genug bist. Dass du das hinkriegst. Dass du auf den Bildern gut aussehen wirst. Dass die Fotos mit dir als Hauptmotiv eine Bereicherung für deine Website sein werden, die die Investition wert ist.

Vielleicht wäre es einfacher, wenn ich einer handfesteren Tätigkeit nachginge. Salatschüsseln töpfern zum Beispiel. Oder Rosen züchten. Oder Trüffelhunde ausbilden. Dann ist das Motiv nicht mehr nur der Mensch, dann ist das Motiv eine Tätigkeit. Da passiert was. Und da gibt es noch die schönen Schüsseln, die prachtvollen Rosen, die schnüffelnden Hunde. Es gibt eine gemütliche Töpferwerkstatt, einen blühenden Garten, einen Wald voller Trüffel. Wunderbare Motive! Tausendmal interessanter als Jessica und ihr MacBook. Oder Jessica ohne ihr MacBook.

Und trotzdem musst du dich irgendwie davon überzeugen, dass die Bilder von dir und nur dir (ja, auch als Töpfer) mindestens gut genug sind. Weil DU einfach gut genug bist. Schon klar, niemand kauft die Salatschüssel, weil der Töpfer so gut aussieht (also …). Zumindest sollte es nicht so sein. Aber das Gesicht hinter der Marke ist wichtig. Das muss kein Modelgesicht sein. Sondern einfach ein Mensch, der das liebt, was er tut.

Mein Kopf weiß das und jeder, mit dem ich über seine Website spreche, kriegt zu hören, dass da Bilder vom Menschen hinter der Marke hingehören. Und ich traue jedem zu, dass er das mit einem gescheiten Fotografen hinkriegt. Dass die Bilder gut werden und die Website bereichern. Nur bei mir kriege ich Zweifel. Weil ich womöglich doch nicht interessant genug, nicht fotogen genug, nicht hübsch genug oder sonst irgendeinen Bullshit bin.

Und dann naht der Fototermin und du kaufst dir einen Abdeckstift, weil der das Ruder vielleicht noch rumreißen kann. Der macht mich bestimmt hübsch genug.

Nein. Macht er nicht.

Wenn ich Trüffelhund-Ausbilder wäre, würden alle meine Fotos genau SO aussehen.

Das gruselige erste Mal

Ernsthaft, ich hab es nicht geschafft, irgendwo das Selbstvertrauen zusammenzukratzen, dass ich hübsch genug, wichtig genug, erfolgreich genug, wertvoll genug, Businesslady genug bin, um das Recht zu haben, mich fotografieren zu lassen. Der Abdeckstift hat daran auch nichts geändert. (Vielleicht hätte ich mehr Abdeckstift kaufen müssen?)

Ich hab‘s halt einfach ohne das nötige Selbstvertrauen gemacht. Glaub mir, darauf zu warten, dass du dich irgendwann erfolgreich, schön oder sonstwas genug fühlst, ist reine Zeitverschwendung. Die Dinge, vor denen du dir heute ins Höschen machst, sind genau die gleichen Dinge, vor denen du dir morgen und in drei Jahren auch ins Höschen machst.

Es sei denn, du tust sie einfach.

Das erste Mal ist immer gruselig. Die Welt könnte ja untergehen. Vom ersten Fotoshooting, vom ersten Post auf Instagram, von einem heiklen Gespräch, einer großen Entscheidung. Sei ehrlich: Es gibt verdammt viele Dinge, die in unseren Köpfen das Potenzial haben, alles zu ruinieren, die Zivilisation in den Abgrund zu stürzen und die Erde explodieren zu lassen. In Wirklichkeit tun sie es für gewöhnlich nicht. Nur unser Zögern, unser Hin-und-her-Denken machen sie gruselig. Bis wir sie tun.

Such dir einen Profi!

Ich habe mein erstes Brand-Fotoshooting überlebt. Christian knipst nicht erst seit gestern, der ist Profi und kann einschätzen, welche Posen und Hintergründe vor der Kamera was taugen. Wenn du dich auf Fotos meistens scheiße findest, liegt das womöglich gar nicht an dir, sondern wahrscheinlich an der popeligen Handykamera und der Person, die sie bedient, und dir sagt, du sollst doch jetzt mal schön lächeln (Kindergartentrauma!!).

Also frag bitte nicht deine Mutti, ob sie mit ihrem Samsung mal Bilder von dir für deine Website machen kann. Auch wenn die bestimmt jedes Foto von dir bezaubernd findet. Bezahl lieber jemanden, der sein Handwerk versteht und dadurch auch in der Lage ist, seine Ergebnisse kritisch zu hinterfragen. Der ein Auge für Licht und Perspektive und kleine Veränderungen in der Körperhaltung hat. Dann wird das auch was.

Ich hab die Ergebnisse vom Brand-Shooting übrigens noch nicht gesehen. Nur auf dem Kameradisplay. Sah gut aus. Richtig schlimm kann es nicht werden. Wir haben ganz tolle Locations gewählt (Überraschung!), die reißen es sowieso wieder raus. Und am Ende sind es eben auch nur Fotos. Man kann neue machen, wenn man Lust hat.

Willkommen in der echten Welt.

Ja, irgendwer wird sie auf meiner Website oder Instagram oder Facebook sehen und wird sie kacke finden. Nicht seriös genug. Zu lange Haare. Zu schwarze Klamotten. Zu viele Piercings. Zu wenig Business. Zu absurde Location. Zu was weiß ich.

GOTT. SEI. DANK.

Ich wollte nie seriös rüberkommen. Ich trage immer schwarz. Ich fühl mich ohne meine Piercings nackt. Das ist persönlich. Das bin ich.

Wie gut, dass vielen das nicht gefallen wird – denn höchstwahrscheinlich bin ich dann auch nicht die Richtige, um mit diesen Menschen zu arbeiten. Klar, wenn du mit deinen Fotos, deinen Texten, deinem ganzen Auftritt aus der Masse herausstichst und nicht aalglatt wie jeder in deiner Branche rüberkommst, dann setzt du ein Statement, du polarisierst. Die einen finden’s scheiße und die anderen finden’s super. Willkommen in der echten Welt.

Und trotzdem war es gruselig. Und trotzdem musste ich mir mit einem Abdeckstift Mut ankaufen. Aber es ist geschafft und ehrlich gesagt hat es verdammt viel Spaß gemacht. Wie so oft, wenn man sich endlich ein Herz fasst und einfach mal macht.

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