Input-Diät: Experiment zur Fastenzeit 2024

14. Feb 2024

(Bitte entschuldige das grausame Layout einiger Beiträge … Ich bin am Aufräumen …)

Start in die Fastenzeit

Bereit für ein Experiment?

Wo soll ich anfangen … In Gedanken schreibe ich diesen Artikel seit zwei Wochen rauf und runter. Und es gibt sicher gute Gründe, warum ich ihn bisher nur in Gedanken geschrieben habe. Probieren wir’s kurz und schmerzlos: Was hältst du davon, die heute beginnende Fastenzeit mal zu nutzen, um dich mit dem Thema Input auseinanderzusetzen und zu schauen, was passiert?

Okay, das klingt kacke. Ich erklär’s. Ich bin ein großer Fastenzeit-Fan, weil ich davon überzeugt bin, dass wir im bewussten, achtsamen Verzicht enorm viel über uns selbst lernen können. Die christliche Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostern eignet sich hierzu perfekt; Frühlingserwachen, Aufbruchstimmung, erste Sonnenstrahlen und so.

Man sollte versuchsweise irgendwann im Leben mal auf alles mögliche verzichten. Einfach um zu schauen, was es mit einem macht. Ich hab in den letzten Jahren jede Menge Verzichtsübungen ausprobiert und wurde vor ein paar Wochen auf etwas gestoßen, was mich völlig vom Hocker gehauen hat: Lesen. Echt jetzt. Für Menschen, die mir sagen, ich soll nicht lesen, ist der siebte Kreis der Hölle reserviert. Dachte ich. Und nun hat Julia Cameron in ihrem Buch The Artist’s Way – A Spiritual Path to higher Creativity (gibt’s auch auf Deutsch) genau das getan. Sie hat mir einen Lese-Entzug auferlegt. Lass mich etwas ausholen.

 

The Artist’s Way

Das Buch hatte ich vor einigen Monaten zur Recherche für meine Bachelorarbeit bestellt, bei der es unter anderem um Kreativität geht. Titel klang spannend, die Lektüre war dann im Recherchekontext eher ernüchternd und ich bin erstmal nicht über die erweiterte Einleitung hinweggekommen. Nach der Einleitung folgt ein Zwölf-Wochen-Programm, eben der Artist’s Way zu höherer Kreativität. Ich hab das Buch in meine Verkaufskiste gelegt, nach der Bachelorarbeit würde es am Momox zurückgehen.

Dachte ich.

Wie das Leben und die Kunst so spielen, geriet die Bachelorarbeit, die zu diesem Zeitpunkt schon völlig ausgeartet war, komplett ins Stocken. Es ist eine praktische Arbeit, nicht nur langweiliger wissenschaftlicher Text. Eine praktische kreative Arbeit. Und nach hunderten Stunden Arbeit daran ging plötzlich gar nichts mehr. Und auch sonst nichts mehr. Vollkatastrophe und keine Ahnung mehr, wie ich irgendwann irgendwie irgendwo weiterkommen soll.

Und dann bin ich einer Eingebung folgend Hilfe suchend auf Knien zu meiner Verkaufskiste gekrochen und hab The Artist’s Way wieder rauskgekramt. Klingt dramatisch? Hat sich auch so angefühlt. Falls du selbst dich irgendwie als Künstler oder Kreativen siehst, kennst du den seelischen Abgrund sicher, den nur ein Projekt, das du gerade in die Tonne treten willst, verursachen kann. Ich mein’s ernst.

Diesmal hab ich die Einleitung des Buchs mit ganz anderen Augen (und ganz anderen Hoffnungen und Erwartungen) gelesen und dann ergab auch alles Sinn. Oder fast alles. Das dann folgende Zwölf-Wochen-Programm ist wahrscheinlich nicht zufällig zwölf Wochen lang; es gibt jede Menge Hinweise auf Zwölf-Schritte-Programme (wie sie zum Beispiel die AA verwenden) und Julia Cameron selbst spricht immer wieder von Recovery, also Genesung, Rettung, Wiederfindung. Nicht vom Alkohol, sondern vom Dasein als blockierter Kreativer.

(Und falls du dich nicht für einen Kreativen hältst, nimm bitte an dieser Stelle mein Veto zur Kenntnis. Du bist kreativ.)

 

Lese-Entzug

Julia schlägt vor, dass man das Buch und die zwölf Wochen mit ihren Texten und Aufgaben erstmal überfliegt und es dann Woche für Woche durcharbeitet. Ich überflog also. Bei Woche 4 steht: Reading Deprivation. Lese-Entzug. What? Allerdings hat mich alles andere, was ich bis dahin überflogen hatte, fett überzeugt. Sonst wäre das Buch an dieser Stelle wieder in der Verkaufsbox gelandet. Ich hab weiter überflogen und angefangen durchzuarbeiten und bin jetzt in Woche 4 und mache Lese-Entzug. Ich zitiere mal meine Lieblingsstelle aus dem Kapitel:

„sooner or later, if you are not reading, you will run out of work and be forced to play“
(in etwa: Wenn du nicht liest, wird dir früher oder später die Arbeit ausgehen und du wirst gezwungen sein zu spielen.)

Netter Versuch, Julia … Die Vorstellung ist bezaubernd. Aber eine Woche ohne Bücher ist da ein gutes Stück zu kurz. Außerdem gibt es auch Hörbücher. Und DVDs. Und vor allem Google (Setz statt Bücher, Hörbücher, DVDs und Google einfach deine Lieblings-Input-Drogen ein. Netflix? Instagram? Nachrichten? Menschen?). Aber … die Vorstellung ist bezaubernd. Besonders, weil im Buch auch direkt ein bisschen Inspiration geliefert wird, was man statt lesen tun könnte:

Input-Diät

in etwa:

„Aber was werden wir tun?“, kommt als nächstes.

Hier ist eine kurze Liste mit einigen Dingen, die Menschen tun, wenn sie nicht lesen:

Musik hören.
Vorhänge machen.
Den Hund waschen.
Schränke aufräumen.
Rechnungen zahlen.
Alten Freunden schreiben.
Ein paar Pflanzen umtopfen.
Flicken.
Stricken.
Kochen.
Das Fahrrad reparieren.
Aquarellmalerei.
Die Lampe neu verkabeln.
Das Schlafzimmer streichen.
Die Küche umräumen.
Trainieren.
Meditieren.
Freunde zum Abendessen einladen.
Die Musikanlage zum Laufen bringen.
Bücherregale aufräumen (gefährlich!).
Tanzen gehen.

 Hey! Komm schon! Wie geil wäre das denn, für all das Zeit zu haben?

 

Input und Output

All das hat mich an etwas erinnert, was ich vor vielen Jahren gehört oder gelesen hab (glaub ich zumindest); nämlich, dass Input und Output sich die Waage halten müssen. Wir können nicht immer nur aufnehmen, wir müssen auch mal was nach draußen lassen: Ideen, Kunstwerke, Projekte, Blogartikel oder Social Media Posts meinetwegen.

Input ist super, Input ist Inspiration und Information – und ich glaube, dass uns Input ziemlich kaputtmachen kann.

Erstmal gibt es jede Menge schlechten Input (Meiner Meinung nach stehen da die Nachrichten ganz oben, denn die Message ist immer die gleiche: Die Welt geht unweigerlich vor die Hunde. Auf Platz zwei stehen meckernde, jammernde, verbitterte Menschen.); und außerdem kann auch guter Input ungute Folgen haben. Ich glaube, dass er mitunter unseren Perfektionismus schürt; nicht nur durch Vergleiche mit anderen! Außerdem eignet sich Input (aka „Recherche“) auch super, um alles Mögliche bis zum Jüngsten Gericht aufzuschieben.

Und natürlich leben wir heutzutage sowieso im totalen Input-Overkill. In einem halbwegs durchschnittlichen Leben ist wahrscheinlich gar keine Zeit, auch nur ein Viertel all der (bewusst und unbewusst!) aufgenommenen Informationen irgendwie zu verarbeiten. Geschweige denn, selbst irgendwas draus zu machen. Ist ja schön, dass wir mehr Inspirations- und Informationsquellen haben als irgendjemand vor uns … Aber was bringt das, wenn wir den Input nicht nutzen?

(Heißt: etwas MACHEN. Bilder auf Pinterest gucken ist super. Aber wie wär’s mal damit, selbst was zu malen oder zu basteln? Fußball gucken ist für irgendwen bestimmt auch super. Aber wie wär’s mal damit, in der Mittagspause einen Ball hin und her zu kicken, statt auf Whatsapp rumzudaddeln? Oder selbst was auf Pinterest zu posten?)

Hör doch mal der inneren Stimme zu …

Nun nochmal kurz zurück zum Anfang: Ich glaube, dass wir aus bewusstem Verzicht viel über uns lernen können. Hier zum Beispiel, welchen Input wir wirklich mögen. Welchen wir vermissen, wenn er nicht mehr da ist. Und vermissen wir ihn, weil er uns sonst echt Spaß macht? Oder vermissen wir ihn eher Sucht-mäßig? Weil es auf einmal still und leer ist und wir ohne Glotze, Handy, Buch oder quasselnde Mitmenschen plötzlich nichts mehr mit uns anzufangen wissen? Weil – Gott bewahre! – vielleicht auf einmal die innere Stimme zu Wort kommen kann und vielleicht was zu sagen hat? Weil wir sie auf einmal hören, wenn wir mal von dem ganzen Input-Overkill entschlacken?

Und … vielleicht haben wir ja ohne den ganzen Input wirklich endlich mal Zeit, die Blumen umzutopfen? Die Zeit hätten wir auch vorher gehabt. Aber wir haben’s vielleicht nicht gemerkt, weil wir sie rein aus Gewohnheit mit TV, Handy oder sonstwas verbracht haben.

Und … noch vielleichter hilft uns der Input-Verzicht ja, selbst was zu machen? Kreativ zu sein? Nicht aufzuschieben? Dinge anzupacken? Uns (und das Flüstern unserer inneren Stimme) zu verwirklichen?

Das Experiment – der Plan

Ich weiß es nicht. Aber ich ahne was … Was ziemlich Geiles. Und daraus ist jetzt dieser ausufernde Blogartikel und die Idee für die Input-Diät entstanden. Uff. Also. Machst du mit? Deine Regeln darfst du dir gerne selbst machen. Ich hab es „Diät“ statt „Entzug“ getauft, weil sieben Wochen ohne Input (lesen, TV, Gespräche …) nicht das Ziel sein soll. Mein persönliches Ziel ist, denke ich, mehr auf mich selbst hören zu können und auch mal wieder die eingefahrenen Gewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen. Und natürlich auch, durch weniger Input mehr Output liefern zu können. Blogartikel zum Beispiel. 😉

Was könnten deine Ziele sein?

Wir haben bis Ostern Zeit, also komm vielleicht besser nicht auf die Idee, morgen all deine Bücher zu verbrennen oder so.

Wenn ich mir das ganze als Sieben-Wochen-Fastenprogramm vorstelle, würde ich die Aufgaben für die erste Woche wie folgt stellen:

1. Mach erstmal alles wie immer. Lies, schau Fernsehen, recherchiere und informiere dich, nutz dein Handy, lass dir Gespräche auf’s Ohr drücken, mach das Radio an und so weiter. Alles wie immer. Nutz die erste Woche für eine Bestandsaufnahme. Hilfreiche Fragen:

 

1.2 Warum? Warum nutzt du sie? Willst du das? Oder fühlst du dich genötigt? Oder musst du? Oder ist es nur Gewohnheit? Welches Bedürfnis stillen sie vielleicht (Gesellschaft, Gemütlichkeit, Ablenkung, Abenteuer …)?

 

1.3 Was machen sie mit dir? Wie fühlst du dich während/nach einem Gespräch mit xy? Wie geht es dir während du auf TikTok Videos schaust? Wie geht es dir danach? Welche Emotionen lösen Filme, Serien, Bücher und die Nachrichten bei dir aus?
Übergeh die Frage nicht, weil du erstmal denkst „nix“. Das stimmt nicht. Selbst wenn du im Radio gar nicht bewusst hinhörst, kommt in deinem Gehirn was an und wird verarbeitet.

 

2. Und falls du schon weiter experimentieren magst: Wie ist es, aus den Input-Gewohnheiten auszubrechen? Falls du im Auto zum Beispiel das Radio laufen hast; was passiert, wenn du es mal aus lässt? Falls du morgens beim ersten Kaffee schon E-Mails checkst; was passiert, wenn du es nicht tust und stattdessen aus dem Fenster guckst?

 

3. Schnapp dir einen Block und einen Stift und schreib im Verlauf der Woche auf, wie es dir mit deinem Input und den Fragen geht. Sobald du selbst schreibst, bist du übrigens im Output-Modus, du kreierst. 😉

 

Wenn alles gut läuft, gibt es für Woche 2 einen weiteren Blogartikel. Wenn du hier ganz unten auf der Seite den Newsletter abonnierst, verpasst du ihn nicht. Falls du diese Input-Diät-Sache irgendwie spannend findest und vielleicht sogar mitmachen willst (yeah!), lass sehr gerne einen Kommentar da oder schreib mir einfach. Ich lese deine Nachricht trotz Lese-Entzug, versprochen. 😉

 

#15tageverliebt

Das wär der Plan für Woche 1. Und … Neben einem Fastenzeit-Fan bin ich auch ein großer Valentinstags-Fan. Aber erst seit zwei Jahren. Da kam mir nämlich die idiotische Idee, #15tageverliebt ins Leben zu rufen (darum ging’s hier und in den folgenden Blogartikeln; auf Social Media und Youtube findest du noch mehr).

Jetzt sind Valentinstag und Aschermittwoch dieses Jahr irgendwie auf den gleichen Tag gefallen. Was ja ohnehin schon irgendwie prophetisch ist.

Ich wollte dieses Jahr KEIN #15tageverliebt machen, weil es anstrengend uns zeitaufwendig ist … aber … gottverdammt, ein paar Sachen haben mich in den letzten Wochen daran erinnert, wie viel Spaß mir das die letzten Jahre gemacht hat. In gewisser Weise ist es mein Highlight des Jahres geworden. Also gibt es auch dieses Jahr wieder #15tageverliebt.

Und heute, an Tag 1, verliebe ich mich bewusst in das Input-Diät-Experiment. Ich habe keine f*cking Ahnung, was das bringt und wohin das führt. Aber ich bin mega gespannt drauf. Vorfreude. Sieben Wochen ausprobieren.

 

Socken in Knallorange

Alles auf Anfang – Willkommen, Divi! Socken in Knallorange. Stempel machen glücklich. Und hundert Möglichkeiten, einen Blog zu taufen.

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