Auf die innere Stimme hören – Input-Diät Woche 2

21. Feb 2024

(Bitte entschuldige das grausame Layout einiger Beiträge … Ich bin am Aufräumen …)

Input-Diät Woche 2

Recap Woche 1

Willkommen zurück! Heute startet die zweite Woche der Fastenzeit 2024 und damit auch die zweite Woche des Input-Diät-Experiments. Falls das für dich Neuland ist, findest du hier den Intro-Artikel von letzter Woche. Falls du letzte Woche schon mitgelesen und vielleicht sogar mitgemacht hast, wäre genau jetzt ein guter Zeitpunkt, um deine Erfahrungen der letzten sieben Tage nochmal zu rekapitulieren.

Hast du dich und deinen Input (Fernsehen, Handy, Mitmenschen, Radio …) mal beobachtet

Welcher Input hat dir ein gutes Gefühl gegeben? Welcher vielleicht kein so gutes?

Kannst du benennen, warum du dich den einzelnen Input-Quellen zuwendest (oder dich nicht abwendest)?

Und: Hat sich in deinem Input-Output-Verhalten schon etwas geändert?

 

Was bisher geschah

Ich erzähl dir kurz, was bei mir passiert ist – vielleicht findest du dich ja wieder.

Gleich am Donnerstag hatte ich völligen Input-Overkill. Abends war ich so richtig schön matschig, leer, schlecht gelaunt. Ich hab überlegt, wieso es mir gerade kacke geht … Hm. Ich musste für ein Kundenprojekt recherchieren, hab in der Hotline meiner Versicherung festgehangen und musste mir dann irgendwelche Versicherungsunterlagen reinziehen, die Finanzen hab ich auch noch aufgeräumt und gefühlt kamen im Minutentakt irgendwelche Mails, die meine Aufmerksamkeit wollten.

Und – Achtung, jetzt kommt’s! – weil mir das alles zu viel ist und mich überfordert, versuche ich, mich abzulenken. Und womit lenke ich mich ab, wenn ich am Schreibtisch sitze? Google. Mir fällt irgendein Schwachsinn ein und ich will „nur mal grad gucken, was …“. Autsch.

Der Tag war mir eine Lehre. Ich habe zum ersten Mal richtig, richtig bewusst gemerkt, dass mich zu viel Input auslaugt. Funny, denn man sollte ja meinen, dass Dinge, die man aufnimmt, einen irgendwie füllen. Aber so ist es nicht. Zu viel Input saugt uns die Speicher leer.

Samstag war spannend. Ich bin in mein Atelier gegangen und wollte ein bisschen aufräumen und den neuen Staubsauger ausprobieren. Mein neues Motto um Dinge gebacken zu kriegen (egal was) lautet Easy Stuff First*. Ich fange mit dem Allereinfachsten an: einen Papierschnipsel vom Tisch in den Mülleimer verfrachten. Ich sehe das nächste einfach zu lösende Ding (eine schmutzige Tasse, die gespült werden will) und kümmere mich darum. Konsequent immer weiter den nächsten einfachsten Schritt gehen. Ohne Plan. Und egal, wie lange es dauert und ob es anders schneller gehen könnte. (Oh Baby, ich will sofort DARÜBER einen Blogartikel schreiben! Geduld. Kommt noch.)

 

Einfach machen

Ein paar Stunden später war das Atelier erstaunlich sauber, sämtliche Rollos waren montiert, neue Fensterfolie angebracht, der Fußboden im Badezimmer verlegt und die Toilette wieder dicht installiert. What? Der Fußboden steht seit drei oder vier Jahren ganz oben auf meiner Prokrasti-Liste und jetzt ist es einfach gemacht? Ja. Weil ich es einfach gemacht habe.

Hat das was mit Input zu tun? Ja! Erstens: Hätte ich Dinge so getan, wie ich sie „normalerweise“ tue, hätte ich vorher erstmal noch meine Mails gecheckt (und darin sicher was anderes total wichtiges zu tun gefunden), hätte zwischendurch sicher noch irgendwas zum „Recherchieren“ entdeckt, zum Beispiel die Abdichtung einer Toilette, die Preise für einen neuen Spülkasten und sicherheitshalber auch schon mal schöne Badezimmerteppiche bei Ikea – auch wenn noch gar kein Fußboden liegt. Stattdessen hab ich mir ein Hörbuch (Home Sweet Maison von Danielle Postel-Vinay) angemacht. Inspirierender Input, der mich positiv anspornt, es mir in meinen vier Wänden schön zu machen.

 

Achtung: Hundebegegnung!

Samstag Abend wollen wir dann Gassi gehen – und trafen auf andere (nette, brave) Hunde aus der Nachbarschaft. Meine Hunde haben das getan, was sie in solchen Situationen immer tun: Völlige Eskalation. Ganzes Körpergewicht in die Leine, aufgeregtes Bellen, als wollten sie jemanden zerfleischen, ich hänge wie ein Idiot hintendran und schäme mich in Grund und Boden (falls du auch Hunde hast, kennst du das vielleicht und weißt, dass „in Grund und Boden schämen“ hier nicht übertrieben ist). Sowas kommt vor.

Am nächsten Morgen schreibe ich wie immer meine Morning Pages (ein Tool aus The Artist’s Way: Man schreibt sich morgens einfach drei Seiten lang den Kopf leer) und mir geht diese Hundebegegnung wieder durch den Kopf und plötzlich ist die Gewissheit da: So nicht mehr. Ich ändere was – und zwar jetzt.

Aber was? Wie? Tja. DAS ist ein guter Zeitpunkt, um sich frischen Input zu holen. Den meiner Meinung nach besten Input für Hundehalter gibt’s bei der Hundeteamschule. Hundertprozentige Empfehlung. Seitdem machen wir die Leinenführigkeitschallenge** und ich hab die bravsten Hunde der Welt.

 

Aufgepasst?

Hast du das Wichtigste an der Hundegeschichte bemerkt – oder hast du es übersehen? Bei mir hat es nämlich bis heute Morgen gebraucht, bis ich’s kapiert hab. Dass ich mir hier Hilfe in Form von nützlichem Input gesucht hab, war erst der dritte Schritt, darum geht’s gar nicht.

Der Knackpunkt war der Input, den mir die Hunde mit ihrem Rüden-Macho-in-die-Leine-springen-Gehampel gegeben haben. Und meine innere Stimme, die darauf, plötzlich laut und deutlich, geantwortet hat: Schluss damit. Ich ändere das. Jetzt.

Input-Diät

Unter den Teppich

Statt Hundebegegnung kannst du jedes andere x-beliebige alltägliche Ereignis einsetzen. Was weiß ich: Die Hose geht nicht mehr zu oder jemand sagt dir in wirklich fürsorglicher Absicht, dass du völlig fertig und kaputt aussiehst. Junge, SOWAS ist Input, auf den wir vielleicht mal hören sollten.

Aber: Da hinzuschauen, in unser Workaholikertum oder fragwürdige Ernährungsgewohnheiten oder eben Hundeerziehungs-Versagertum oder einfach generelle Selbstvernachlässigungs- und Selbstausbeutungsgewohnheiten tut weh. Das ist nicht schön. Und das passt auch alles ganz gut unter irgendeinen Teppich. Und dieser Teppich ist (neben noch mehr Workaholikertum und Sahnetörtchen) aus Input gewebt. Unser ganzer Dauerinput, den wir ja teils für ach so wichtig halten (Whatsapp! Mails! Die Nachrichten!) verhindert erstmal, dass wir den wirklich wichtigen Input (Hosenknopf) überhaupt wahrnehmen – und erkennen wir ihn doch, sind Whatsapp, Mails und die Nachrichten das perfekte Mittel, um uns schnell und vorerst schmerzlos von unseren wichtigen Themen, die langsam unter dem Teppich hervorquellen, abzulenken.

Schau mal ganz ehrlich (das heißt: ehrlich) hin, wie viel von all dem Input, den wir so konsumieren und über uns ergehen lassen, nur Ablenkung ist … Gewollte oder ungewollte …

(Ich will nicht sagen, dass Ablenkung per se schlecht ist. Auch Input zur Ablenkung nicht. Wenn mir der Schädel platzt und ich abends nicht zur Ruhe komme, ist seichtes, fröhliches TV genau das Richtige. Das lenkt mich hinreichend von meinen eigenen Gedanken ab und bringt mich in eine Stimmung, die neutral genug ist, um dann irgendwann schlafen zu gehen. In dem Fall ist es eine ganz bewusste Entscheidung: Ich will mich jetzt völlig passiv ablenken und runterregulieren lassen.)

 

Woche 2

Die Input-Diät ist auch für mich ein Experiment. Ich plane nichts und beobachte einfach nur. Aber, wie schon letzte Woche, möchte ich dir auch heute gerne wieder ein paar Ansatzpunkte mitgeben, mit denen du dich – genau wie ich auch – in den nächsten Tagen auseinandersetzen kannst.

 

Ideen für die zweite Fastenwoche:

1. Vielleicht hast du in der Bestandsaufnahme der ersten Woche schon ein bisschen herausgefunden, welcher Input was mit dir macht. Wie du dich während und nach welchen Inputs (TV, Nachrichten, Gespräche, Instagram …) fühlst. Mach hier weiter. Spür ehrlich hin, auch wenn sich etwas kacke anfühlt.

 

2. Surprise: Eliminiere das, was sich kacke anfühlt, und hol dir ganz bewusst und mit gutem Gewissen mehr von dem, was sich gut anfühlt und dir guttut.

 

3. Manche Dinge aus der Kacke-Kategorie lassen sich nicht eliminieren. Überleg dir, was du tun kannst, um sie zu verbessern.
Musst du zum Beispiel ständig für jeden erreichbar sein?
Muss dein Mailprogramm immer geöffnet sein?
Musst du unbedingt Facebook auf deinem Handy haben?
Muss der Fernseher ständig plappern?
Musst du dir von xy wirklich aus Höflichkeit eine Kassette drücken lassen?
(Ähm … kleiner Hint … egal wie wichtig und viel beschäftigt und nett und einsam du bist … Die Antwort auf all diese Fargen lautet NEIN.)

 

4. Experimentier damit, ganz konsequent deinem Wohlbefinden zu folgen.
Du hast richtig Lust auf einen guten Film? Besorg dir einen.
Du hast null Bock, Gott und der Welt zu antworten? Dann tu’s halt mal nicht.
Du hast keine Ahnung, was du eigentlich willst und bist völlig lost? Dann geh raus und streichel Bäume, gottverdammt. Einatmen. Ausatmen. Baum streicheln. Fertig. Der richtig gute, magische Input, der ist nämlich da draußen in dieser Natur.

 

5. Nimm dir wieder einen Block und einen Stift und schreib auf, was du erlebst und wie es dir damit geht. Das ist eine Pause nur für dich.

 

That’s it. Ich würd mich riesig freuen, wenn du ein bisschen ausprobierst und mich wissen lässt, was passiert.

* Easy Stuff First ist eigentlich der erste(?) Schritt beim Aufräumen und Ausmisten in Dana K. Whites (Hör-)Buch Decluttering at the Speed of Life – Winning your never-ending Battle with Stuff.
Gibt’s glaub ich nur auf Englisch, ist aber unbedingt empfehlenswert. Hier findest du Danas Blog.
Und, voilà, einfach mit dem Allereinfachsten anzufangen und als nächstes das nächste Allereinfachste zu machen funktioniert bei allem. Wir brauchen keinen Masterplan, wenn wir den nächsten Schritt kennen.

** Die Leinenführigkeitschallenge war wohl ursprünglich auf Instagram und du kannst sie dir im Shop der Hundeteamschule kaufen. 13 Euro, die dein Leben verändern könnten, falls Leinenführigkeit für dich ein Thema ist. Schau mal auf der Website der Hundeteamschule vorbei, da findest du auch Links zu Social Media mit ganz viel wertvollem Input.

Hier werden keine Links bezahlt oder so, ich geb einfach gerne das weiter, was mich inspiriert oder mir hilft. Vielleicht tut es ja das gleiche mit dir.

Die Schattenseiten der Input-Diät

Wer bewusst auf seinen Input achtet, wird sensibler. Die Sensibilität erfordert vielleicht Änderungen im Smartphone- und App-Setup, die dir das Leben erleichtern.

Fer die Katz

Perfektionismus … Ein unperfektes interaktives PDF, Lust auf schönere Hausnummern. Inkaafe fer die Katz und fer de Hund un zum butze.

Wichtig vs. Dringend: der kleine Unterschied

Wichtig heißt nicht dringend. Außerdem wird WICHTIG sowieso inflationär verwendet – ist total okay, dass dir vieles einfach wurscht ist. Es darf unwichtig sein.

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